Die Glaubensgemeinschaft der „ZWÖLF STÄMME“
Die „Zwölf Stämme“ ist eine kontroverse religiöse Gemeinschaft mit einem christlich-rigoristischen Hintergrund. Gegründet wurde sie in den frühen 1970er Jahren in den Vereinigten Staaten von Elbert Eugene Spriggs, auch bekannt als Gene Spriggs oder innerhalb der Gemeinschaft als Yoneq.
Die „Zwölf Stämme“ betrachten sich selbst als bibeltreu und in der Tradition des Urchristentums, insbesondere der Jerusalemer Urgemeinde und ihrer Gütergemeinschaft. Allerdings werden sie von den Medien und weiten Teilen der Öffentlichkeit oft als fundamental-christliche Sekte wahrgenommen. Die Gemeinschaft wurde in der Vergangenheit wiederholt mit Vorwürfen der Kindesmisshandlung konfrontiert, die in einigen Gerichtsverfahren bestätigt wurden.
Die Geschichte der „Zwölf Stämme“ begann in den 1970er Jahren, als Elbert Eugene Spriggs in Chattanooga, Tennessee, junge Menschen um sich sammelte. Die Bewegung isolierte sich im Laufe der Zeit immer stärker von der traditionellen Kirche und erwarb 1978 in Island Pond, Vermont, ein eigenes Domizil. 1984 wurden 112 Kinder in staatliche Obhut genommen, allerdings wurden die Anklagen wegen Kindesmisshandlung und Missbrauch später aufgrund mangelnder Beweise fallen gelassen.
In den 1980er Jahren gründete Spriggs den europäischen Zweig der Gemeinschaft, die „Communauté de Sus“ in Südfrankreich. Die „Zwölf Stämme“ breiteten sich in Deutschland aus, und es gab Konflikte mit den Behörden aufgrund der Schulverweigerung. Die Gemeinschaft lehnt den staatlichen Schulunterricht ab, insbesondere wegen Sexualkunde und der Vermittlung der Evolutionstheorie.
Dieser Konflikt führte zu Bußgeldern und Inhaftierungen von Mitgliedern, aber die „Zwölf Stämme“ blieben bei ihrer Ablehnung des staatlichen Schulsystems. Sie erhielten zeitweise die Genehmigung, ihre Kinder unter Aufsicht des Kultusministeriums selbst zu unterrichten, verloren diese Genehmigung jedoch 2013.
Im September 2013 wurden den Eltern von rund 40 Kindern vorläufig das Sorgerecht entzogen, nachdem Videoaufnahmen von Kindesmisshandlungen in der Gemeinschaft veröffentlicht worden waren. Einige Kinder wurden in Pflegefamilien und Kinderheimen untergebracht. Dies löste einen umfangreichen rechtlichen und gesellschaftlichen Konflikt aus. Die Gemeinschaft bestritt die Vorwürfe nicht und bekannte sich zur Prügelstrafe.
Es gab mehrere Gerichtsverfahren, und einige Eltern erhielten ihre Kinder zurück, nachdem sie sich von der Gemeinschaft distanzierten. Andere wurden zu Bewährungsstrafen oder Haft verurteilt, da sie ihre Kinder misshandelt hatten.
Im Jahr 2017 zog die „Zwölf Stämme“ nach Tschechien, wo die körperliche Bestrafung von Kindern nicht generell verboten ist. Dies führte zu weiteren Bedenken hinsichtlich des Wohlergehens der betroffenen Kinder.
Die Geschichte der „Zwölf Stämme“ ist von rechtlichen Konflikten, Vorwürfen der Kindesmisshandlung und der Ablehnung staatlicher Bildungssysteme geprägt. Die Gemeinschaft bleibt umstritten und wirft Fragen nach der Balance zwischen Religionsfreiheit und dem Schutz von Kindern und Jugendlichen auf.